Namenforschung oder Onomastik, auch Namenkunde oder Onomatologie, bedeutet die wissenschaftliche Beschäftigung mit jeglicher Form von Eigennamen, im Gegensatz zu Gattungsnamen oder Appellativen, den „Wörtern“. Im Mittelpunkt stehen, mit jeweils sehr komplexen Differenzierungen, die Personennamen und die Ortsnamen. Doch gibt es zahlreiche weitere, gelegentlich schwer zuordenbare Kategorien, von den Tiernamen bis zu den Warennamen. Da sich viele (Gesellschafts-) Wissenschaften das Interesse für Namen teilen und sich der Namen für ihre Belange bedienen, ist die Namenforschung ein fächerübergreifendes Arbeitsgebiet par excellence. Traditionell stehen die Sprachwissenschaft (etymologische und morphologische Erklärung) und die Geschichtswissenschaften (soziale Funktion der Namen) im Vordergrund, doch zahlreiche weitere Disziplinen wie u.a. die Psychologie (Namenwahl), Geographie (Bezug Name/Örtlichkeit), Rechtswissenschaft (legale Funktion von Namen) oder Literaturwissenschaft beschäftigen sich intensiv mit Eigennamen. Entsprechend komplex ist der Zugang zu dieser Welt der Namen und die Selbstdefinition eines eigenen Wissenschaftszweiges.
Die Namenkunde ist eine primär sprachwissenschaftliche Disziplin, die als Namengeschichte wegen der historischen Tiefe der Überlieferung einen einzigartigen Quellenwert besitzt. Ihre Forschungsergebnisse werden deshalb auch gerne hilfswissenschaftlich von anderen Fachdisziplinen genutzt (z.B. Siedlungsgeschichte, Archäologie oder Wirtschaftswissenschaften). Die Namenkunde stellt eine in Theorie und Praxis lebendige Wissenschaft mit einer langen Tradition dar.
Friedhelm Debus, Namenkunde und Namengeschichte. Eine Einführung, Berlin 2012, S. 3.
En este artículo no se pretende más que hacer una introducción a la onomástica, tratando algunos de sus aspectos más significativos, vistos desde una perspectiva románica. Hay que destacar el hecho de que por primera vez en una obra de conjunto y panrománica como es el LRL se le conceda una atención específica (…)
„Preambulo“ des Art. 33. Onomastik, in: Lexikon der romanistischen Linguistik/LRL, Bd. I/1, hg. von Günter Holtus u.a., Tübingen 2001.
… war den Herausgebern klar, dass hier nicht einfach eine sprachwissenschaftliche Disziplin wie jede andere, sondern ein ganzer Kosmos zur Darstellung kommen würde. Mit Namenforschung befassen sich nicht nur die traditionellen Philologien synchronisch und diachronisch, sie steht auch in engem inhaltlichen oder methodischen Austausch mit zahlreichen anderen Disziplinen. Zu Unrecht wird sie in manchen nur als akademische Randdisziplin angesehen. Der Objektbereich „Namen“ erweist sich als nahezu grenzenlos. Das Interesse kann linguistisch begründet sein oder philosophisch, historisch oder zeitgenössisch, theoretisch oder praktisch-angewandt, juristisch und politisch, volkskundlich und religiös – und dies jeweils bezogen auf eine einzelne Sprache oder eine ganze Sprachfamilie (…)
Namenforschung. Ein internationales Handbuch zur Onomastik, Teilband 1, hg. von Ernst Eichler u.a., Berlin/New York 1995, Vorwort.
Die von den Fachleuten erkannte Schwierigkeit und Verwickeltheit vieler namenkundlicher Fragen, auch die betrübliche Vernachlässigung und Geringschätzung der familien- und landesgeschichtlichen Studien in der Vergangenheit haben es mit sich gebracht, dass viele berufene Fachgelehrte der deutschen Namenkunde nur mit herablassender Duldung gegenüberstehen und ihre Pflege willig und neidlos einem Heer von fachwissenschaftlich kaum oder nur ungenügend geschulten Liebhabern überlassen, die die Namenkunde allzu häufig zum Tummelplatz phantastischer Namendeutungen und waghalsiger Schlüsse auf die hinter den Namen stehenden sachlichen Verhältnisse machen (…)
Adolf Bach, Deutsche Namenkunde, 1. Auflage, Berlin 1943.